Häuser

Kunst im Hirschen: GangArt

Bild von Franz Hobi. Foto: Rita Iseli/Ursa Vogel.

Beim Betreten des Hauses Hirschen-Süd trifft man links auf eine lange, hohe, weisse Wand – nur unterbrochen durch zwei Haustüren. Eine Fläche von ca. 25 m2, die eigentlich kunstvoll genutzt werden könnte, dachten sich die Bewohnerinnen und Bewohner im Parterre. So schlugen sie an einer Haussitzung vor, ganz oben an der Wandkante Leisten anzubringen und die bis anhin mit privaten Bildern der Bewohner/innen geschmückte Wand für Ausstellungen zu nutzen.

Die Idee

Die Ausstellenden sollen einen lokalen Bezug zum Hirschen haben, das können Mitbewohnerinnen und -bewohner sein, aber auch Freunde oder Bekannte von ihnen. Wichtig: Die Ausstellungen sollen nicht öffentlichen Charakter haben, um die Privatsphäre der Hausbewohnerinnen und -bewohner zu schützen. Die ausgestellten Bilder, Skulpturen, Fotos usw. können im Hirschen nicht käuflich erworben werden, bei Interesse wird an die Künstlerin, den Künstler direkt verwiesen. GangArt versteht sich nicht als Konkurrenz zu Galerien – GangArt möchte eine lange, hohe, weisse Wand zum Leben erwecken und einen kulturellen Austausch ermöglichen.

Wie es dazu kam

Die Idee wurde von der Hirschen-Bewohnerin Ursa Vogel im Sommer 2017 «geboren», das «Kind» bekam den verschieden auslegbaren Namen «GangArt»: Kunst im Gang (Korridor), Kunst die kommt und wieder geht (Gangart) ...

Um das «GangArt»-Projekt umsetzen zu können, wurde eine Gruppe gebildet, Bewohnerinnen und Bewohner im Hirschen können sich zur Verfügung stellen, spezifische Arbeiten zu übernehmen.

Bilder und Objekte von Frank Hobi

Ursa Vogel hatte Kontakt mit der Schwester des Dominikaner Paters Franz Hobi, der sich ab 2001 bis zu seinem Tod 2016 seiner Leidenschaft als Künstler (Malerei, Skulpturen, Kunst im Freien) widmete. Seine Schwester, Cäcilia Aepli, und ihr Gatte wohnten einst im Hirschen, was den lokalen Bezug zur Ausstellung herleitete. Ursa reiste nach Vättis, wo in einer Privatwohnung in zwei Zimmern das umfangreiche, noch private Werk eingelagert ist. Sie investierte über sechs Stunden, um aus über 100 Gemälden und zahlreichen Objekten sieben Bilder und vier Objekte auszuwählen. Kein leichtes, aber ein gelungenes Unterfangen!

Viel Arbeit und Organisation!

Mit der Objektauswahl für eine Ausstellung ist es noch längst nicht getan. Das GangArt-Team setzte sich mehrmals zusammen, um die Karte für die Einladung zur Vernissage zu gestalten. Das Logo für GangArt musste kreiert, die Schrift dazu gewählt und der Ablauf der Vernissage geplant werden. Was das Team aus dieser ersten Ausstellung gelernt hat: Selbst ein kleines Projekt erfordert minutiöse Planung, schriftlich festgehaltene Abmachungen, um spätere Diskussionen zu vermeiden: Hätten wir, sollten wir, weshalb ...

Da für die Umsetzung des Projekts kein Budget geplant/vorhanden war, alles mithilfe der engagierten Bewohnerinnen und Bewohner auf die Beine gestellt werden sollte, gab es einiges zu tun: Bilder/Skulpturen aufhängen, Einladungskarten gestalten, drucken und verteilen, die Vernissage vorbereiten ...

Eine Austellung für Bewohnerinnen und Bewohner, für Freundinnen und Freunde, für Nachbarinnen und Nachbarn

Am 26. November 2017 um 14 Uhr wurde die Ausstellung im Gang Haus Süden Hirschen eröffnet. Zahlreiche Verwandte des verstorbenen Künstlers, Freunde und Bekannte waren angereist. Ursa Vogel führte in die Absicht der «GangArt» ein, erklärte kurz die ausgestellten Bilder und Skulpturen. Cäcilia Aepli informierte über das Leben und Wirken von Franz Hobi als Geistlicher und Künstler. Beim darauf folgenden Apéro hatten die zahlreichen Anwesenden im Gemeinschaftsraum Zeit, sich auszutauschen.

Vom 26.11.2017 bis zum 14. 01.2018 von 14–16 Uhr war es Besucherinnen und Besuchern möglich, die Ausstellung zu besichtigen. Info-Blätter zum Leben und Werk des Künstlers waren vorhanden. Cäcilia Aepli kam häufig mit Bekannten, Freundinnen und Freunden, Verwandten vorbei und konnte ihnen einen umfassenden Einblick ins Leben und Werk von Franz Hobi geben. Die erste GangArt-Ausstellung war ein Erfolg, wie das aufgelegte Gästebuch dokumentiert.

Wann und mit welcher Künstlerin, welchem Künstler eine weitere Ausstellung gestaltet wird, ist noch offen. Zirka vier Ausstellungen jährlich könnten möglich sein, wenn das GangArt-Team Zeit für den doch beträchtlichen Aufwand findet.

Text: Rita Iseli (Hirschen)

Foto: Rita Iseli/Ursa Vogel

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