Häuser

Sensen und Dängeln

Erlebnisbericht und Fotos aus der Alten Bäckerei Waltenstein

Die Alte Bäckerei lud am 17. Juni 2024 im im Rahmen ihrer Reihe «Land-Weit-Leben» zum Sensetag ein. «Land-Weit-Leben» wird unterstützt vom Innovationsfonds der Gesewo.

«Immer wieder haben wir in den letzten Tagen und Wochen zum Himmel geschaut. Der regelmässige Regen war bei den Bewohner:innen der alten Bäckerei oft ein Thema: Gibt es es ein Zeitfenster zu heuen? Wird es an unserem Sensetag trocken sein?

An besagtem Tag ist das Wetter für unseren Kurs perfekt. Rund fünfzehn Personen - aus der Gesewo, dem Freund:innen-Kreis sowie aus weiteren Wohnprojekten - haben sich angemeldet. Severin Elleberger und Remo Staub, verteilen nach einer Einführung die Sensen mit ihren verschiedenen Worbs. So erhält die eine einen Toggenburger, der andere einen Berner Halbkrumm und die dritte ein spezielles Modell aus Italien, alle gut auf unsere Grösse angepasst.

Mähen mit der Sense: ökologisch, ruhig, meditativ

Bald stehen wir verteilt zwischen den Obstbäumen und beginnen unser Halbkreise zu schwingen: eine meditative Choreo, bei der es gilt mit der Sense immer schön am Boden zu bleiben und keinen «Stufenschnitt» zu hinterlassen. Auf der Nachbarsparzelle wird der Balkenmäher angeworfen und so wird auch schnell ersichtlich, wiese sich Mechanisierung in der Landwirtschaft (leider) oft leicht durchsetzt. Etwa die gleiche Fläche ist zum Ende des Vormittags von einer Person mit Maschine gemäht. Wir geniessen die Ruhe unserer Methode, betonen deren ökologischen Vorteile und wissen gleichzeitig, dass wir uns nicht für die Sensemeisterschaften anmelden werden.

Heurisotto, Heukunst, Heu zetteln

Am Mittag bleiben wir beim Thema: ein wunderbarer Heurisotto, begleitet von im Heu gegarten Blumenkohl und weiteren Beilagen kommen auf den langen Tisch.

Danach werden die Bänkli mit den Dengeleisen aufgebaut und die Hämmer verteilt. Es ist nicht einfach, den gewünschten Millimeter der Schneide richtig zu «breichen» und die Hammerschläge im Arm und in den Ohren zu ertragen, Ausdauer und Geduld sind gefragt.

Weitere Besucher:innen stossen dazu, beobachten das ganze mit Interesse und beteiligen sich an den sonst angebotenen Workshops (Daguerreotypie, Lettische Heukunst und ein Graserkennungsspiel). Am Ende des Tages steht für einige die Erkenntnis, dass die mitgebrachte Sense vielleicht doch zu kurz und die Lust vorhanden ist, sich doch eine massgeschneiderte Thurgauer zu leisten – mit der regelmässigen Pflege ein Kauf fürs Leben.

Die Alte Bäckerei freut sich ob der gemähten Weide und macht sich daran, das Heu zu zetteln, auf dass es vor dem nächste Regen ins trockene gebracht werden kann. Da die motorisierte Variante diesmal verzagt, sind wir froh, dass es neben den Sensen auch Rechen und Gabeln gibt und wir zahlreich sind.»

Luc François Georgi für den Hausverein Alte Bäckerei Waltenstein.

Fotos von Alice Cantaluppi, Hausverein Alte Bäckerei Waltenstein.

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